Projektbeschreibung
Die Nagli in Winterthur-Grüze ist 130 Jahre alt – und noch immer werden dort Nägel produziert. Bislang wird der Ort und seine Geschichte in klassischen Führungen vermittelt, die primär auf Technik und Funktionsweise fokussieren. Der Ort bietet jedoch ein ausserordentliches Potenzial zur Reflexion und Vermittlung von soziologisch-politischen als auch technikphilosophischen Themen. Diese Lücke hat das Projekt «Archimedes träumt» erfolgreich geschlossen: An zwei Wochenenden im Juni 2025 erlebten 600 Menschen diesen Originalschauplatz der Industriegeschichte im Rahmen eines inszenierten Rundganges. Mit Kopfhörer auf und einer Erzählstimme im Ohr durchstreifte das Publikum die historische Nagelfabrik: Welcher Geist hat den Maschinen den Boden bereitet? Wie weit können und wollen wir die Technik treiben? Wo endet die Maschine, wo beginnt der Mensch? Auf dem multimedialen Rundgang verwoben sich Licht, Video, Klang und performative Szenen zu einem immersiven Geschichts-Erlebnis: Fabrikarbeiter:innen machten sich ans Werk. Eiserne Titanen gaben den Takt an. Und Archimedes, der Urvater wissenschaftlich-technischen Denkens, staunte und sinnierte über seine Zeit hinaus.
Stand/Resultate
«Archimedes träumt» entstand in einem transdisziplinären, künstlerischen und partizipativen Prozess: Historische und technikphilosophische Recherchen, Biografisches aus dem Betriebsteam und aus der Gruppe der 17 freiwillig Mitwirkenden wurden vom professisonellen künstlerischen Kernteam zu einem sinnlichen Gesamterlebnis verwoben. Insbesondere der partizipative Teil des Projekts ermöglichte den Mitwirkenden durch die künstlerische Auseinandersetzung mit der Nagli eine intensive Erfahrung der Teilhabe.
600 Menschen haben im Juni 2025 das immersive Geschichtserlebnis in der Nagli erlebt und wurden in eine emotionale und philosophische Auseindersetzung mit der Industriegeschichte geführt. «Archimedes träumt» hat eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit generiert und verankert die Nagelfabrik als Ort der Produktion und der Reflektion verstärkt im Winterthurer Bewusstsein. In der rasch voranschreitenden Entwicklung des Quartiers Grüze vom Industrie- zum Wohnquartier ist dies für den Erhalt der Nagli als Ort des Nachdenkens über unsere Industriegeschichte entscheidend.
Ergänzend zu den bestehenden klassischen Nagli-Führungen mit Fokus auf Technik und Funktionsweise der Maschinen wurden die Archimedes träumt-Audioinhalte per Herbst 2025 als wiederkehrender Audiowalk in der Nagli implementiert. Das Angebot läuft nun vorerst für ein Jahr. Das Interesse daran wird laufend evaluiert.
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Am Projekt beteiligte Personen
Melanie Mock, Künstlerische Leitung / Szenografie
Pascal Steinemann, Produktionsleitung / Fundraising
Laura Serra, Assistenz
Olivia Staub, Kommunikation
Andrea Keller, Texte/Partizipation
Adrian Knoepfli, Wirtschaftshistoriker
Peter Niederhäuser, Historiker
Astrid Künzler-Büchter, Choreografie
Nico Feer, Audiodesign
Marko Mijatovic, Video-Design
Eva Geiser, Kostümbild
Boris Knorpp, Lichtdesign
Katja Günthardt, Kassierin, Verein Nagli in Szene (Trägerschaft)
Jamuna Zweifel, Performerin
Robin Waldburger, Performer
17 Freiwillig Mitwirkende Personen als Performer:innen und als Mitglieder der Reflexionsschmiede
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 02.10.2025