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Projektdarstellungen auf der Webseite

Jedes von der Gebert Rüf Stiftung geförderte Projekt wird mit einer Webdarstellung zugänglich gemacht, die über die Kerndaten des Projektes informiert. Mit dieser öffentlichen Darstellung publiziert die Stiftung die erzielten Förderresultate und leistet einen Beitrag zur Kommunikation von Wissenschaft in die Gesellschaft.

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inklusiv: Ein Projekt zur beruflichen Integration psychisch erkrankter Jugendlicher. – BREF 2016 «Soziale Innovation»

Redaktion

Für den Inhalt der Angaben zeichnet die Projektleitung verantwortlich.

Kooperation

Dieses Projekt ist einer der sechs Gewinner der Jahresausschreibung 2016 «BREF – Brückenschläge mit Erfolg» – ein Kooperationsprogramm von Gebert Rüf Stiftung und swissuniversities. Projektpartner: lifetime health (Umsetzungspartner); IV Zürich (Inhaltliche Unterstützung)

Projektdaten

  • Projekt-Nr: GRS-052/16 
  • Förderbeitrag: CHF 300'000 
  • Bewilligung: 02.11.2016 
  • Dauer: 05.2017 - 05.2020 
  • Handlungsfeld:  BREF – Soziale Innovationen, 2011 - 2017

Projektleitung

Projektbeschreibung

In der Schweiz hat fast jeder sechste Jugendliche nach den obligatorischen Schuljahren keine weitere berufliche Lösung (16 Prozent).Ungefähr 31 Prozent der Schulabgänger besuchen weiterführende Schulen wie das Gymnasium oder das 10. Schuljahr und etwa 53 Prozent absolvieren eine Lehre (Keller, 2014). Für diese Jugendlichen wurden sogenannte Brückenangebote und Zwischenlösungen geschaffen, die bei allfälligen schulischen und sozialen Defiziten helfen können und die Jugendlichen auch bei der Suche nach einer Lehrstelle unterstützen. Jugendliche, die nach der obligatorischen Schulzeit keine Lösung haben, sind deutlich häufiger von psychischen Beeinträchtigungen und Erkrankungen betroffen, als solche, die eine Lehre beginnen oder eine weiterführende Schule besuchen (Sabatella und von Wyl, 2014). Dies kann daran liegen, dass eine fehlende Ausbildungsstelle psychisch belastet. Oftmals ist es aber auch so, dass viele junge Menschen gerade aufgrund einer psychischen Erkrankung keine Lehrstelle finden.

Diese Situation spiegelt sich denn auch bei den IV-Renten wieder. Obwohl es der IV in den vergangenen zehn Jahren gelungen ist, die Gesamtzahl der Neurenten deutlich zu senken, sieht die Entwicklung bei jungen Versicherten anders aus. Tatsächlich haben die Neurenten aufgrund psychischer Probleme bei den 20- bis 24-Jährigen jedes Jahr durchschnittlich um zwei Prozent zugenommen (OECD, 2014). Häufig handelt es sich dabei um volle Renten, die bis zum AHV-Alter bezogen werden und so massive Kosten verursachen. Denn eine frühe Ausgliederung aus dem Arbeitsmarkt kann zu zusätzlichen psychischen Erkrankungen und einer sozialen Destabilisierung der Betroffenen führen. Ein Teufelskreis. Häufig wird dadurch auch das private Umfeld erheblich belastet.

Eine frühe Intervention ist in diesen Fällen wichtig, denn Studien zeigen, dass der Verlauf einer Krankheit positiv beeinflusst werden kann, wenn sie frühzeitig und ohne Verzögerung behandelt wird (Stein et al., 2003). Bei Jugendlichen wird dadurch die weitere Entwicklung nicht beeinträchtigt und ihre beruflichen und persönlichen Zukunftsaussichten bleiben bestehen. Im Gegensatz dazu zeigt sich, dass je länger mit der Behandlung einer psychischen Erkrankung gewartet wird, die Gefahr deutlich steigt, dass die Krankheit chronisch wird.

Mit unserem Projekt wollen wir dieses gesellschaftliche Problem angehen. Wir möchten damit die Arbeitsintegrationsprogramme, die eher auf schulische und soziale Fertigkeiten fokussieren, mit einem Angebot ergänzen, das psychische Beeinträchtigungen und Erkrankungen erkennt, vorbeugt und wenn nötig behandelt. Denn Jugendliche warten in der Regel zu lange, bis sie professionelle psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen. Dies häufig aus Angst vor einer Stigmatisierung. Oft fehlt auch die Einsicht oder das Wissen, dass sie Hilfe benötigen und in Anspruch nehmen können. Ein entsprechendes Angebot muss deshalb so gestaltet sein, dass die Jugendlichen einen einfachen Zugang ohne grosse Hürden finden.

Ziel des Projektes ist es, das Arbeitsintegrationsprogramm „lifetime health“ mit dem Angebot einer Psychotherapeutin zu ergänzen und damit die Integration von Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen in den Arbeitsmarkt zu verbessern. Um den Erfolg des Projekts zu überprüfen, wird eine randomisiert kotrollierte Studie durchgeführt, das heisst, es gibt eine Experimentalgruppe bei der eine Intervention erfolgt sowie eine Kontrollgruppe. Die Gruppen lassen sich direkt miteinander vergleichen. Die Kontrollgruppe wird dabei wie bisher im Arbeitsintegrationsprogramm betreut. In der Interventionsgruppe wird das bestehende Angebot durch eine psychotherapeutische Intervention ergänzt. Bei beiden Gruppen wird zu drei Zeitpunkten gemessen, ob und welche Veränderungen sich ergeben haben.

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Das Projekt entwickelt zusammen mit Praxispartnern eine innovative Interventionsmethode. Dabei wird die bis anhin pädagogisch ausgerichtete Unterstützung zur beruflichen Integration von Jugendlichen mit psychotherapeutischen Beratungen ergänzt. Dies führt zu einem neuartigen Interventionsmodell, das bei Jugendlichen, die bisher oft durch das Versorgungsnetz gefallen sind, psychische Erkrankungen früh erkennt und behandeln kann. Mit dieser Früherkennung und Frühbehandlung psychischer Erkrankungen können Jugendliche besser in den Arbeitsmarkt integriert und IV-Renten reduziert werden. Zentral ist dabei, dass ein niederschwelliges Angebot geschaffen wird, mit einer psychotherapeutischen Fachperson ins Gespräch zu kommen.

Stand/Resultate

Die Schlussstichprobe umfasste 40 Personen und setzte sich aus 23 Frauen und 17 Männern zusammen. Schaut man die Entwicklung der Teilnehmenden während der Programmteilnahme an bzgl. Arbeitsfähigkeit, Gesundheitskompetenz und Psychopathologie, zeigten sich Verbesserungen in allen drei untersuchten Bereichen. Die Teilnehmenden berichteten nach der Intervention über eine höhere Selbstwertschätzung sowie über eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung. Die Arbeitsfähigkeit nahm bei der Mehrheit der Teilnehmenden ebenfalls zu. Die Arbeitsfähigkeit wurde mit dem Fragebogen Work Ability Index gemessen. Dabei stand nicht die konkrete Anschlusslösung im Vordergrund, sondern die Selbsteinschätzung der Befragten.
Weiter waren die Teilnehmenden nach der Intervention viel eher dazu bereit, bei psychischen Belastungen Hilfe in Anspruch nehmen, insbesondere wenn es um professionelle Hilfe ging. Gleichzeitig ging die psychische Belastung etwas zurück, blieb jedoch im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöht.
Nebst den quantitativen Ergebnissen gab es von den Teilnehmenden und von den Fachpersonen auch viele positive Rückmeldung über das psychotherapeutische Angebot.
Deshalb werden wir inklusiv weiterentwickeln und als inklusiv plus weiterführen. Nebst lifetime health, die das psychotherapeutische Angebot bereits als festen Bestandteil in ihr Programm aufgenommen haben, werden wir inklusiv plus in 6 weiteren Brückenangeboten implementieren und erproben. Dafür wird das Gruppenmodul zu einer Gruppentherapie weiterentwickelt, die Möglichkeit von Einzelgesprächen wird beibehalten; zusätzlich werden die Beratung der Mitarbeitenden der Brückenangebote sowie deren Weiterbildung integriert. Hauptziel bleibt die Integration junger psychisch belasteter Menschen in den Arbeitsmarkt.

Medienecho

Artikel «Hilfe zur Selbsthilfe», ZHAW Impact, Nr. 41, Juni 2018

Links

Am Projekt beteiligte Personen

Filomena Sabatella, operative Projektleitung
Jean-Luc Guyer, Mitentwicklung Therapiekonzept, Supervisor
Christoph Steinebach, Berater
Barbara Spörri, Geschäftsleiterin
Christoph Hotz, Mitinitiant des Projekts und Berater

Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung  11.08.2020