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Projektdarstellungen auf der Webseite

Jedes von der Gebert Rüf Stiftung geförderte Projekt wird mit einer Webdarstellung zugänglich gemacht, die über die Kerndaten des Projektes informiert. Mit dieser öffentlichen Darstellung publiziert die Stiftung die erzielten Förderresultate und leistet einen Beitrag zur Kommunikation von Wissenschaft in die Gesellschaft.

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Manifest für den Denkplatz Schweiz

Redaktion

Für den Inhalt der Angaben zeichnet die Projektleitung verantwortlich.

Kooperation

Diese Rubrik wird erst seit 2010 erfasst.

Projektdaten

  • Projekt-Nr: GRS-056/01 
  • Förderbeitrag: CHF 20'000 
  • Bewilligung: 21.09.2001 
  • Dauer: 11.2001 - 11.2001 
  • Handlungsfeld:  Wissenschaft & Öffentlichkeit, 1999 - 2012

Projektleitung

Projektbeschreibung

Die Wissenschaft ist für den Lebens- und Wirtschaftstandort Schweiz von hoher Bedeutung. Seit vielen Jahren stagnieren jedoch die öffentlichen Budgets in diesem Bereich. Angesichts dieser prekären Lage setzen sich namhafteste Vertreter der Schweizer “Wissenschaftsgemeinde” für eine Trendwende ein. In Form eines “Manifest für den Denkplatz Schweiz” appellieren sie an Öffentlichkeit und Behörden, die Bundesmittel für Bildung und Forschung ab dem Jahre 2004 drastisch zu erhöhen. Eine breite Inseratekampagne soll vom Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierat koordiniert werden.

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Die Gebert Rüf Stiftung unterstützt die Initiative für den Denkplatz Schweiz. Die Kampagne leistet nicht nur einen Beitrag zum Thema “Public Understanding of Science” (siehe dazu Vitrine, Förderschwerpunkt, “Wissenschaft und Öffentlichkeit”), sondern könnte im Bereiche des politischen Lobbying für ein Gleichziehen der Schweiz im internationalen Wettbewerb das Zünglein an der Waage spielen.

Stand/Resultate

Das nachfolgend in vollem Wortlaut abgedruckte Manifest für den Denkplatz Schweiz ist in foglenden Tageszeitungen erschienen: Basler Zeitung, Le Temps, Neue Zürcher Zeitung, Tages Anzeiger, Berner Bund, Blick.

Manifest für den Denkplatz Schweiz

Die Schweiz hat im Lauf ihrer Geschichte beachtliches Können und Wissen entwickelt. Heute nimmt sie in manchen Bereichen einen Spitzenplatz ein. Doch Wissen ändert sich und veraltet immer schneller. Gleichzeitig verschärft sich der internationale Wettbewerb. Es braucht immer mehr Einsatz und Mittel, um an der vordersten Forschungsfront mitzuwirken und errungene Positionen zu halten. Um die Zukunft unseres Landes zu sichern, müssen wir Bildung und Forschung oberste Priorität geben und Wissenschaft und Gesellschaft in Einklang bringen.
Wir appellieren an die eidgenössischen und kantonalen Gesetzgeber, die Budgets für Bildung und Forschung innerhalb bestehender Gesamthaushalte zu erhöhen und die Erneuerung unseres Hochschulsystems gemeinsam an die Hand zu nehmen. Wir müssen die Kräfte fördern, die unserem Land Wohlstand und Anerkennung gebracht haben: Forschungsdrang, Liebe zur Perfektion, Kreativität und Unternehmergeist. Nur rasche und mutige Entscheide können uns davor bewahren, von anderen überholt zu werden. Diese Gefahr ist zunächst kaum erkennbar. Doch wenn sie offenkundig wird, ist es bereits zu spät.

I. Für Investitionen in die Zukunft
Eine noch nie dagewesene Wissensexplosion und immer schnellere Technologieschübe prägen die Jahrhundertwende. Unsere Lebenswelt verändert sich von Grund auf. Herkömmliche Berufe verschwinden, aber gleichzeitig entstehen neue. Zur Nutzung dieses Potentials brauchen Bildung und Forschung mehr Ressourcen, denn der echte Reichtum eines Landes ist seine Fähigkeit zur Innovation. Eine zukunftweisende Reform unseres Bildungssystems soll den kantonalen Universitäten, den ETH und den Fachhochschulen neuen Schwung verleihen. Gerade für die heranwachsende Generation heisst dies, das Lernen zu lernen, die kritische Auseinandersetzung zu suchen und neue Wege zu gehen. Dabei sind die Hochschulen ebenso gefordert wie das ganze übrige Schulsystem. Die Revolution des Wissens wird noch nicht überall in ihrer vollen Tragweite erkannt. Um so dringlicher ist dieser Appell.
Noch steht die Schweiz im internationalen Vergleich gut da, gemessen an den Ausgaben für Bildung und Forschung und den wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Patenten pro Kopf der Bevölkerung. Zahlreiche hohe Auszeichnungen, darunter mehrere Nobelpreise, zeugen von der Qualität unserer Forschung. Das Ausbildungsniveau ist immer noch hoch, immer mehr junge Leute ergreifen ein Studium.
Während der Rezession der ersten Hälfte der 90er Jahre stagnierten die Ausgaben für Bildung und Forschung in der Schweiz. Heute müssen wir das Erreichte sichern und Grundlagen für die Zukunft schaffen. Andere europäische Länder vergleichbarer Grösse wie Schweden, Finnland und Dänemark investieren heute massiv. Gerade kleine Staaten müssen grössere Anstrengungen auf sich nehmen, wenn sie an der Spitze mit dabeisein wollen. So hinkt der Denkplatz Schweiz bei den Ausgaben für Bildung und Forschung proportional hinter Schweden her, das seine Aufwendungen im kommenden Jahr um 10 % aufstocken wird. Die USA haben sie heuer um 7 % erhöht. Zudem drängen von Irland bis Taiwan neue Akteure in die Wissens- und Technologie-Märkte. Unser Vorsprung wird immer kleiner.
Unsere Hochschulen und Laboratorien wurden durch die Rezession geschwächt. Die Betreuung der Studierenden ist oft unzureichend, viele Einrichtungen sind veraltet, Forscher von Rang sind abgewandert. So manche zögern, zurückzukehren, und so manche prominente Ausländer zeigen unseren Instituten die kalte Schulter. Dies wiegt besonders schwer, weil die Privatwirtschaft wichtige Forschungszentren immer öfter ins Ausland verlagert. In vielen zukunftsträchtigen Bereichen wie der Mikromechanik, der Informatik und der biomedizinischen Forschung hat die Schweiz Pioniere hervorgebracht. Aber deren Projekte wurden allzuoft nicht verwertet und im Ausland weiterentwickelt. Viele Chancen wurden so vertan.
Gleichzeitig hat sich die Wissenschaft immer mehr von der Gesellschaft entfernt. Ihre wachsende Fähigkeit, die Natur zu verändern, macht vielen Angst, wie die „Gen-Schutz“-Initiative von 1998 zeigte. Wissenschaft soll die Natur zu unser aller Nutzen enträtseln. Ohne sie können wir die Vergangenheit nicht erkennen und die Gegenwart nicht verstehen. Sie soll uns helfen, bewusster und verantwortungsvoller zu leben.
Wir haben die Wahl. Wenn wir unser geistiges und materielles Erbe wahren und weiterentwickeln wollen, müssen wir unserer Bildung und Forschung neuen Schwung geben. Oder wir gleiten in die Bedeutungslosigkeit ab. Dies wäre für unser Land eine Katastrophe.
Es ist wichtig, die Bundesfinanzen in Ordnung zu halten, denn Schulden sind eine Hypothek auf die Zukunft. Es ist ebenso wichtig, unsere Vorrangstellung in Bildung und Forschung zu erhalten. Sie ist die Grundlage des Wohlstands und der Sicherheit der kommenden Generationen.
Investieren wir in die Zukunft!

II. Für zukunftsweisende Reformen
In der Botschaft des Bundesrates über die Förderung von Bildung, Forschung und Technologie gehen Reform und Investition Hand in Hand. Im Bewusstsein seiner kulturellen und volkswirtschaftlichen Bedeutung überprüft der akademische Bereich laufend seine eigene Organisation sowie die Effizienz von Forschung und Lehre. An allen Hochschulen sind tiefgreifende Reformen im Gang. Neue Finanzierungsmechanismen ermutigen zur besseren Zusammenarbeit. Die Studiengänge werden erneuert, lebenslanges Lernen wird gefördert, immer mehr Frauen werden auf Professuren berufen und eine Öffnung zur Gesellschaft zeichnet sich ab.
Es gibt weitere einschneidende Veränderungen: die Nachwuchsförderung wird verbessert, die Mobilität der Studierenden gefördert, der Wettbewerb der Lehre verstärkt und die Beziehungen zur Wirtschaft werden intensiviert.
Diese Reformen haben ihren Preis. Sie rufen nach einer Erhöhung der verfügbaren Mittel.
Der Bund hat für 2002 und 2003 ein jährliches Budgetwachstum von 5 % gewährt. Verstärken wir diesen Schwung! Wir fordern ab 2004 eine jährliche Erhöhung von 10 % für mindestens 4 Jahre im Rahmen der gegebenen Haushalte. Dies würde das Budget von heute 3 Milliarden auf 4,5 Milliarden erhöhen. Zusätzliche Beiträge sollten von den Kantonen, der Wirtschaft und privaten Förderern kommen.
Diese Ausgaben sind eine Investition zugunsten der kommenden Generationen. Gewiss gibt es auch andere Bedürfnisse. Diese können aber nur befriedigt werden, wenn die Schweiz ihren Spitzenplatz in der globalen Wissensgesellschaft erfolgreich verteidigt.

III. Für einen Pakt Wissenschaft - Gesellschaft
Die Wissenschaft ist Teil der Gesellschaft. Sie braucht die Unterstützung der politischen Instanzen, der Behörden und der Bürgerinnen und Bürger, ist aber zum Dialog und zu einer ethisch überzeugenden Rücksichtnahme auf Mensch und Natur verpflichtet. Um diesen Dialog zu fördern und die hier geforderte Unterstützung zu legitimieren, treten wir für den Pakt zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein.
Die Grundpfeiler dieses Paktes bestehen seit langem, denn die Schweiz finanziert Bildung und Forschung zum grossen Teil durch die öffentliche Hand. Damit sichert sie nicht nur Arbeitsplätze, sondern fördert auch die vielfältige und kritische Reflexion unserer Gesellschaft.
Natur- und Geisteswissenschaften sollen unser Selbstverständnis und unser Verhältnis zur Natur mit den tiefgreifenden Veränderungen unserer Lebenswelt in Einklang bringen. Die Erneuerung dieses Selbstverständnisses ist nicht möglich ohne die Auseinandersetzung mit Forschung und Technik, ohne die Anbindung an die eigene Geschichte, die Pflege einer hochstehenden philosophischen, literarischen und ästhetischen Kultur sowie die vertiefte Kenntnis anderer Zivilisationen.
Der vorgeschlagene Pakt verbindet Wissenschaft und Gesellschaft, um Probleme der Gegenwart und der Zukunft gemeinsam zu bewältigen. Die Erhöhung der Mittel für unsere Universitäten und Hochschulen soll in diesem gemeinsamen Geist des Aufbruchs erfolgen.

Publikationen

siehe Resultate

Medienecho

keine

Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung  11.07.2013