Redaktion
Für den Inhalt der Angaben zeichnet die Projektleitung verantwortlich.
Kooperation
Dieses von der Gebert Rüf Stiftung geförderte Projekt wird von 19 weiteren Projektpartnern aus der Wirtschaft, Unternehmen, Verbände, Einzelpersonen mitgetragen.
Projektdaten
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Projekt-Nr: GRS-027/21
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Förderbeitrag: CHF 200'000
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Bewilligung: 06.05.2021
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Dauer: 07.2022 - 04.2025
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Handlungsfeld:
Scientainment, seit 2013
Projektleitung
Projektbeschreibung
Wie denkt die Bevölkerung wirklich über die Wirtschaft? Was hat ihre wirtschaftliche Beteiligung – Arbeit und Konsum – mit ihrer politischen Beteiligung zu tun? Und welche Motive und Erfahrungen stehen hinter einer möglichen Entfremdung von Wirtschaft und Gesellschaft? Mit «Wir, die Wirtschaft» haben wir ein Experiment des Zuhörens gewagt und sind auf eine andere Art und Weise den Meinungen und Vorstellungen der Menschen nachgespürt. Erstmals in der Schweiz haben wir einen Bürgerrat einberufen, bei dem standortrelevante und wirtschaftspolitische Zukunftsfragen debattiert wurden: Wie betreiben wir Handel? Wie schaffen wir Nachhaltigkeit und wie gestalten wir die soziale Sicherheit? Mit «Wir, die Wirtschaft» haben wir auch ein Experiment der Analyse gewagt: Die Gespräche wurden dokumentiert, die insgesamt 1’890 Minuten Gesprächsdaten nach wissenschaftlichen Standards qualitativ analysiert und als Studie «Sorgengesellschaft Schweiz? Perspektiven der Bevölkerung auf Wirtschaftspolitik und Verantwortung» publiziert. Eingeflossen in die Studie sind auch die Resultate aus unseren deliverative Polling, der Vor- und Nachbefragung der 70 Bürgerinnen und Bürger, die an «Wir, die Wirtschaft» teilgenommen haben: Das Ziel: Verstehen, was die Leute im Innersten bewegt und warum – und dies mediengestützt in die breite Öffentlichkeit tragen.
Stand/Resultate
Auswahlverfahren: Es wurde ein Verfahren zur Auswahl der Teilnehmenden entwickelt, das Repräsentativität abbildet und gleichzeitig eine Öffentlichkeitswirksamkeit ermöglichte.
Inhalte: Die wirtschaftspolitischen Themen «Wirtschaft und Welt», »Wirtschaft und Umwelt» und «Wirtschaft und Staat» wurden gründlich recherchiert und für die strukturierten Gespräche in den Gruppendiskussionen faktenbasiert, verständlich und neutral aufbereitet.
Öffentlichkeit: Die kommunikative Infrastruktur der Initiative sind die Webseite, die Social-Media-Kanäle Instagram und LinkedIn sowie der Dialogtag selbst. Zu den Dialogthemen haben wir, unter Einbezug der Teilnehmenden und WirtschaftsführerInnen 60 Blogbeiträge verfasst und distribuiert. Der Dialogtag und die Publikation der Studie haben beachtliche Medienaufmerksamkeit generieren können.
Dialogtag: Der Dialogtag war Anlass für Begegnungen und deliberativen Austausch sowie Medienevent. Dabei wurden die 21 Gruppendiskussionen der 70 teilnehmenden BürgerInnen aufgezeichnet. Für die Gestaltung des Rahmenprogramms konnten wir bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik gewinnen.
Analyse und Studienbericht: Mit Wir, die Wirtschaft haben wir ein Experiment der Analyse gewagt, denn Zuhören allein reicht nicht aus, um zu verstehen. Für unser Ziel, die drei grossen Diskurse Wirtschaft und Welt, Wirtschaft und Staat und Wirtschaft und Umwelt nachzuzeichnen und herauszufinden, welche Themen und Perspektiven die Diskurse bestimmen, haben wir die moderierten Diskussionen in Schweizerdeutsch, Französisch und Italienisch vor Ort aufgezeichnet. Anschliessend haben wir die insgesamt 1’890 Minuten Gesprächsdaten transkribiert und schliesslich computergestützt codiert und analysiert. Auf diese Weise konnten wir die inhaltliche Ausstattung der Diskurse wie Themen und Perspektiven auf Themen aggregiert illustrieren sowie Widersprüche und Dilemmata aufzeigen. Unsere Daten – die gesprochene Sprache – sind in der angewandten Forschung eine unterschätzte Datenquelle. Denn mit Sprache gestalten, deuten und verstehen wir unsere Lebenswelt. Und anders als in klassischen Meinungsumfragen, die Antworten vorgeben, stellen wir offene Fragen. Wir lassen die TeilnehmerIinnen die Antworten geben und clustern dann das Gesagte. Methodisch arbeiten wir also induktiv. Darüber hinaus interessiert uns, ob eine auf Informationen gestützte Diskussion einen Impact auf die Meinungsbildung hat. Um dies herauszufinden, haben wir auf die Methode des deliberativen Pollings zurückgegriffen und ein weiteres Experiment gemacht. Konkret haben die 70 BürgerInnen rund 10 Tage vor dem Debattentag an einer Onlineumfrage zu den drei Themenblöcken teilgenommen. Unmittelbar nach der Diskussion am Dialogtag haben sie ein zweites Mal an der gleichen Umfrage teilgenommen. Die informierte Debatte zeigt Wirkung. Tendenziell verstärken sich positive Meinungen.
Fortsetzung: Nach der erfolgreichen Initialisierung wird mit den Förderpartnern eine Fortsetzung in einfachen und schnellen Formaten geprüft. Zudem ergab sich aus «Wir, die Wirtschaft» eine Projektzusammenarbeit mit dem IWP Luzern. Das Projekt intergiert ebenfalls dialogische und Analyseelemente wie wir mit «Wir, die Wirtschaft» erprobt haben.
Links
Am Projekt beteiligte Personen
Heike Scholten, Projektleiterin
Sara Tschanz, Event- und Projektmanagement
Fabienne Hess, Dialoganalyse
Laura Angst, Redaktion und Social Media
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 27.05.2025