Close

Wissensmanagement für nachhaltige Landwirtschaft – BREF 2009

Redaktion

Für den Inhalt der Angaben zeichnet die Projektleitung verantwortlich.

Kooperation

Dieses Projekt ist einer der fünf Gewinner der Jahresausschreibung 2009 «BREF – Brückenschläge mit Erfolg» – ein Kooperationsprogramm von Gebert Rüf Stiftung und Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz – KFH. Projektpartner: Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft

Projektdaten

  • Projekt-Nr: GRS-043/09 
  • Förderbeitrag: CHF 294'550 
  • Bewilligung: 28.10.2009 
  • Dauer: 12.2009 - 01.2012 
  • Handlungsfeld:  BREF, 2009 - 2010

Projektleitung

Projektbeschreibung

Eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft ist für Bauern und Bäuerinnen, Gesellschaft und Politik wichtiges Ziel. Nachhaltigkeit umfasst mehr als Umweltschutz: Es geht auch um Arbeitsbedingungen und Lebensqualität auf den Betrieben, die Qualität der Lebensmittel, um Rentabilität, Tierwohl und die Pflege der Landschaft. Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung eröffnet der Landwirtschaft, zusammen mit Innovationen für eine schonende Ressourcennutzung, die Chance, gleichzeitig ihre Wertschöpfung und den Wert ihrer Leistungen an die Gesellschaft zu erhöhen.

Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL arbeitet daran, die vielfältigen Aspekte der Nachhaltigkeit mess- und umsetzbar zu machen. Sie hat dafür das Modell RISE (Response-Inducing Sustainability Evaluation) entwickelt und in einer Software abgebildet. Im Rahmen eines Besuchs auf dem Hof werden die Antworten auf standardisierte Fragen am Computer eingegeben. Resultat ist eine Analyse, die zeigt, in welchen von zehn Bereichen der Betrieb nachhaltig arbeitet, und wo Chancen oder Nachholbedarf bestehen.

Im Rahmen des zweijährigen Projektes wurde RISE entsprechend dem neuesten Kenntnisstand aus Agronomie, Informatik und Beratungslehre weiterentwickelt. Die Datenbank im Hintergrund der Software wurde aufgrund in der Praxis gesammelter Erfahrungen verfeinert. Die Benutzeroberfläche der Software wurde bedienerfreundlicher gestaltet. Im Dialog mit Praktikern aus Landwirtschaft und Beratung, Wissenschaftlerinnen und Vertretern von Behörden und Industrie suchte das Forscherteam der SHL nach Wegen, die RISE-Methode so in das landwirtschaftliche Wissenssystem der Schweiz einzubetten, dass sie zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Im Mittelpunkt standen Formen des Wissensstransfers – «vom Wissen zum Handeln» – und die Kompetenzen und Rollen der verschiedenen Akteure. Auch den Fragen nach dem günstigsten Zeitpunkt in der Betriebsentwicklung für die Nachhaltigkeitsanalyse und der Abstimmung von RISE auf das vorhandene Wissen wurde nachgegangen.

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Eine nachhaltige Landwirtschaft stellt eine grosse Herausforderung dar. Umsetzungskonzepte sind noch lückenhaft. Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft erforscht den Einsatz des Wissensmanagements, um Lücken zu schliessen. Wie sie Wissen geschickt zum Wirken bringen und den Praktikern damit den Weg zu gangbaren Lösungen ebnen will, überzeugt uns.

Stand/Resultate

Noch 2009 wurden mit den Projektpartnern Verträge abgeschlossen und ein Arbeitskreis mit neun Landwirten und Partnerinnen etabliert. Dieser lieferte Informationen zum Verständnis der Betriebsleiter von Nachhaltigkeit und ihren Erwartungen an eine betriebliche Nachhaltigkeitsanalyse. Konzept und Indikatoren von RISE wurden gründlich überarbeitet, um den aktuellen Stand der Wissenschaft und die Erwartungen von Beratung, Landwirtschaft, Lehranstalten und Unternehmen abzubilden. Durch Einbezug von Praktikern und Expertinnen in den Entwicklungsprozess ist eine starke Wissensgemeinschaft entstanden.

Zusammen mit der afca Informatik AG wurde RISE 2.0 in eine professionelle Software und Datenbank übersetzt. Die neue Version kann online genutzt werden und bietet eine in Internetbrowsern darstellbare Benutzeroberfläche (ein Gastzugang kann unter jan.notexisting@nodomain.comgrenz@bfh.notexisting@nodomain.comch angefordert werden). Dadurch kann RISE 2.0 kosteneffizient eingesetzt werden. Ein Benutzerhandbuch und andere Begleitmaterialien unterstützen die Benutzer. Ausgebildete Anwender können im Rahmen eines Lizenzvertrages eigenständig Betriebe analysieren. Im Sommer und Herbst 2011 wurde die neue Methode bereits auf 30 Betrieben in der Schweiz, sowie weiteren im Ausland, eingesetzt.

Mit Unterstützung der SHL-Fachgruppe für Kommunikation und Didaktik wurde diskutiert, welche Wege vom Wissen zum Handeln führen und wie RISE zu nachhaltigen Lösungen beitragen kann. Als aussichtsreich wurde der Einsatz von RISE im Rahmen der Agrarberatung befunden. Die oft langjährige Beziehung zwischen Betriebsleiter und Berater bietet gute Voraussetzungen für strategische Entwicklungsprozesse. Diese kann die gesamtbetrieblich und langfristig ausgerichtete RISE-Analyse besonders gut unterstützen. Einen Rahmen können auch Arbeitskreise bieten, in denen sich Landwirte austauschen und Herausforderungen gemeinsam angehen.

Um die RISE-Methode «fit für die Beratung» machen, wurde ein intensiver Austausch mit Fachleuten für Kommunikation und Agrarberatung geführt und an der Vernetzung des RISE-Teams der SHL im landwirtschaftlichen Wissenssystem der Schweiz gearbeitet. Dazu diente u.a. ein ganztägiger Workshop im Mai 2011. Die bestehende Zusammenarbeit mit dem FiBL wurde ausgebaut und Synergien mit laufenden Projekten genutzt. Der Einsatz von RISE 2.0 ist Teil eines Pilotvorhabens zur Betriebsbegleitung von Biobetrieben in der Nordwestschweiz.

Das Vorhaben bzw. die entwickelte Methodik wurden an 20 Anlässen vor Landwirten, Leitungsgremien der Berner Fachhochschule, Experten für nachhaltige Entwicklung, internationalen Besuchern und Industrievertretern präsentiert. Das Projekt hat das interne und externe Interesse am Wissensmanagement für nachhaltige Landwirtschaft gestärkt. Die Nachhaltigkeitsanalyse ist heute als Forschungsfeld der SHL auch institutionell verankert. Im Gefolge des durch die Gebert Rüf Stiftung geförderten Projekts konnten weitere Mandate von Unternehmen, Universitäten und öffentlichen Institutionen eingeworben werden. Die aufgebaute Zusammenarbeit mit dem Inforama, dem FiBL und weiteren Partnern bietet das Potential für weitere Projekte für nachhaltige Landwirtschaft. Eine geplante Folgeaktivität ist die Optimierung von RISE 2.0 für den Einsatz in der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung. Die Aussichten stehen gut, dass die Projektergebnisse im eigentlichen Sinne nachhaltig sein und mittel- und langfristig weitere Verbreitung finden werden.

Publikationen

Grenz J, Schoch M, Stämpfli A, Thalmann C. 2011. Handbuch RISE 2.0. Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, Zollikofen;
Stämpfli A. 2010. Nachhaltigkeitscheck RISE für Betriebe. Schweizer Bauer Dossier, 6.2.2010, S. 19;
Thalmann C, Grenz J. 2010. Factors affecting the implementation of measures for improving sustainability on farm following the RISE sustainability evaluation. Vortrag 9th European IFSA Symposium (International Farming Systems Association), BOKU Wien, 4.-7.7.2010.

Medienecho

BFH-Flash 18/2009
SHL 5Minuten Nr. 32

Links

Am Projekt beteiligte Personen

Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung  16.07.2018